Job Crafting: Gestalten wir unsere Jobs in Zukunft selbst?

Wer benutzt sein Handy in der Werkseinstellung? Oder wer trägt eine Hose, die eigentlich gekürzt werden müsste? Im Alltag nehmen wir ständig Anpassungen vor, um unser Leben angenehmer zu gestalten. Doch im Job hören wir mit dem Personalisieren auf, obwohl uns dabei eine wertvolle Ressource verloren geht.

Jede:r hat an einem normalen Arbeitstag unterschiedliche Aufgaben zu erledigen. Während wir 70% der To-Dos voller Tatendrang und Motivation nachgehen, frustrieren uns die anderen 30% täglich so sehr, dass wir sie ungern erledigen oder vor uns herschieben. Vor allem, wenn diese Aufgaben immer mehr Zeit in Anspruch nehmen, steigt die Gefahr für Unzufriedenheit am Arbeitsplatz.

Ein Beitrag von Lisa Rätze

 

An der Arbeit basteln - Was ist Job Crafting?

Job Crafting bietet Mitarbeitenden die Möglichkeit, ihre Arbeit aktiv zu gestalten und an ihre persönlichen Bedürfnisse, Stärken und Interessen anzupassen. Dieser Ansatz fördert die individuelle Arbeitszufriedenheit und Produktivität, indem Mitarbeitende die Verantwortung für die Gestaltung ihrer Aufgaben, Beziehungen und kognitiven Wahrnehmungen übernehmen. Der Begriff "Job Crafting" wurde maßgeblich von Amy Wrzesniewski und Jane E. Dutton geprägt. Ihre Arbeiten haben gezeigt, dass Menschen durch Job Crafting ihre Arbeitsrollen proaktiv verändern können, um eine bessere Passung zwischen ihren individuellen Stärken und den beruflichen Anforderungen zu erreichen.

Die Forschung betont die Rolle der Mitarbeitenden beim Jobcrafting als aktive Gestalter:innen ihres Arbeitslebens. Durch diese Methode können sie ihre Arbeitsumgebung und -erfahrungen positiv beeinflussen, was zu höherer Zufriedenheit und Engagement führt (3).

 

Warum sollten Arbeitgeber Job Crafting fördern?

Die Entscheidung zu kündigen und das Unternehmen zu verlassen, ist häufig das Endergebnis eines Prozesses, in welchem die Person zunehmend unglücklicher und unzufriedener an ihrem Arbeitsplatz wurde. Diese Entwicklung kann nur aufgedeckt werden, wenn es entsprechenden Raum für Feedback, Wünsche und Fragen gibt. Zu häufig ist es der Fall, dass Teams oder Mitarbeitende ihre Unzufriedenheit äußern und dann nicht die Chance erhalten, etwas zu verändern. An dieser Stelle kann Jobcrafting ansetzen als eine Methode, die Mitarbeitende wieder proaktive Akteure werden lässt und so ihr Engagement steigert.

Unternehmen, die Job Crafting unterstützen, profitieren von motivierten, kreativen und engagierten Mitarbeitenden, die sich stärker mit ihren Aufgaben und dem Unternehmen identifizieren. Studien zeigen, dass Job Crafting die Mitarbeiterzufriedenheit erhöht und die Fluktuationsrate senkt (2). In der heutigen dynamischen Arbeitswelt, die durch schnelle Veränderungen und hohe Anforderungen geprägt ist, gewinnt Job Crafting zunehmend an Bedeutung. Es bietet eine flexible und individuelle Lösung, um den Herausforderungen des modernen Arbeitslebens zu begegnen, die Einflussnahme der Mitarbeitenden zu steigern und gleichzeitig das Wohlbefinden und die Leistungsfähigkeit der Mitarbeitenden zu verbessern (1).

Job Crafting kann gefördert werden, indem eine Kultur der Offenheit und Flexibilität geschaffen wird. Führungskräfte sollten Mitarbeitende ermutigen, ihre Arbeitsrollen aktiv zu gestalten und Unterstützung bei der Umsetzung von Job Crafting-Maßnahmen anbieten. Trainings und Workshops können dazu beitragen, das Bewusstsein für die Vorteile von Job Crafting zu schärfen und Mitarbeitende mit den notwendigen Werkzeugen auszustatten. Gleichzeitig können auch externe Sparrings-Partner, wie Coaches, den Menschen helfen, ihre individuellen Stellschrauben zu finden und in ihrem Team oder auf ihrer Stelle für Veränderung zu sorgen.

 
 

Wie "bastelt" man sich die passende Arbeit?

Im Folgenden sollen einige Beispiele veranschaulichen, wie du die verschiedenen Arten von Job Crafting in dein Arbeitsumfeld integrieren könntest:

1. Task Crafting

Überlege, welche Aufgaben du gerne übernehmen würdest, die besser zu deinen Stärken passen. Sprich mit deiner/deinem Vorgesetzten über die Möglichkeit, diese Aufgaben in deinen Arbeitsalltag zu integrieren. Wenn bestimmte Aufgaben deine Produktivität und Motivation beeinträchtigen, prüfe, ob diese Aufgaben delegiert oder automatisiert werden können. Passe die Reihenfolge oder Art der Ausführung deiner Aufgaben an. Beispielsweise kannst du komplexe Aufgaben in kleinere, überschaubare Schritte unterteilen oder dir abwechslungsreiche Tätigkeiten für den Tag einplanen, um monotone Routinen zu vermeiden.

2. Relational Crafting

Suche aktiv den Kontakt zu Kolleg:innen aus anderen Abteilungen oder mit unterschiedlichen Fachkenntnissen, um von deren Wissen zu profitieren und neue Perspektiven zu gewinnen. Pflege regelmäßige und offene Kommunikation mit deinem Team. Initiiere gemeinsame Mittagessen oder Teambuilding-Aktivitäten, um das Vertrauen und die Zusammenarbeit zu stärken. Nimm an firmeninternen oder externen Veranstaltungen teil, um dein berufliches Netzwerk zu erweitern und potenzielle Unterstützer:innen zu finden.

3. Cognitive Crafting

Versuche, die positiven Aspekte deiner Tätigkeit hervorzuheben und zu reflektieren, was dich an deiner Arbeit glücklich macht. Denke darüber nach, wie deine Aufgaben zum Erfolg des Unternehmens beitragen und welchen Wert sie für Kund:innen oder die Gesellschaft haben. Setze dir persönliche und berufliche Ziele, die dich motivieren und dir einen Sinn für Richtung und Zweck geben. Überlege dir, wie deine Arbeit zu deinen langfristigen Karriere- und Lebenszielen passt. 

 

Arbeitetst du noch oder craftest du schon?

Job Crafting bietet die einzigartige Chance, die eigene Arbeit aktiv zu gestalten und an persönliche Bedürfnisse und Stärken anzupassen. Es ist bedauerlich, dass diese Möglichkeit nicht bereits viel häufiger genutzt wird. Durch gezielte Einflussnahme auf Aufgaben und Beziehungen im Arbeitsumfeld können nicht nur die Zufriedenheit, sondern auch die berufliche Erfüllung langfristig gesteigert werden.

Externe Unterstützung, wie Coaching, kann dabei helfen, die Aspekte der Arbeit zu identifizieren, die Freude machen und ausgebaut werden sollten. Gleichzeitig kann ein Coach dabei unterstützen, störende oder belastende Arbeitsbereiche zu erkennen und Strategien zu entwickeln, um diese zu minimieren oder zu ändern. Coaching bietet die notwendigen Werkzeuge und Perspektiven, um Job Crafting erfolgreich umzusetzen und das Beste aus dem beruflichen Umfeld herauszuholen. 

Viele Mitarbeitende entscheiden sich jedes Jahr zu kündigen, weil sie sich in ihrem Job nicht wohlfühlen. Job Crafting gibt ihnen die Möglichkeit, ihre Arbeitsbedingungen zu verbessern und ihre Zufriedenheit zu erhöhen. Investitionen in sich selbst und in den Job sollten nicht vernachlässigt werden. Es ist nicht die Frage, ob noch gearbeitet oder schon „gecraftet“ wird – vielmehr sollte sofort begonnen werden, den Job aktiv zu gestalten und zu verbessern. Die Chancen, die Job Crafting bietet, sind ein wertvolles Potenzial, das genutzt werden sollte.

Wenn du die Unterstützung eines professionellen Business Coaches für dein individuelles Job Crafting erhalten möchtest, dann vereinbare gern ein unverbindliches Gespräch mit uns.

 
 

Quellen:

  1. Berg, J. M., Wrzesniewski, A., & Dutton, J. E. (2010). Perceiving and responding to challenges in job crafting at different ranks: When proactivity requires adaptivity. Journal of Organizational Behavior, 31(2-3), 158-186.

  2. Tims, M., Bakker, A. B., & Derks, D. (2013). The impact of job crafting on job demands, job resources, and well-being. Journal of Occupational Health Psychology, 18(2), 230-240.

  3. Wrzesniewski, A., & Dutton, J. E. (2001). Crafting a Job: Revisioning Employees as Active Crafters of Their Work. The Academy of Management Review, 26(2), 179-201.

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